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Was willst du mal werden, wenn Corona vorbei ist?
Corona hat sich zum einem prägendem Ereignis für alle entwickelt und wirkt sich auf die verschiedensten Lebensbereiche, von der Gesundheit bis hin zum beruflichen und sozialem Umfeld aus. Es gibt kaum jemand der nicht von den Folgen des Lockdowns betroffen ist oder in irgendeiner Art und Weise mit der Krankheit in Berührung gekommen ist.
Dennoch wird eventuell in näherer Zukunft der Zeitpunkt kommen, an dem wir entweder gelernt haben mit der Krankheit umzugehen oder zumindest sagen können, das Schlimmste ist überstanden. An diesem Punkt stellt sich die Frage: was hat sich verändert? Wird die Welt positiver oder negativer sein? Oder einfach nur die Selbe? Wird es eine Welt sein, die von der Krankheit verändert wurde oder eine Welt, die wir verändern?
6 verschiedene Menschen haben sich für dieses Projekt zur Verfügung gestellt und ihre Erfahrungen mit Corona, mit ihrem privaten Umfeld und der gesellschaftlichen Entwicklung während der Pandemie in Interviews wiedergegeben. Ihre Sichtweisen variieren dabei zwischen persönlichen Perspektiven und gesamtgesellschaftlichen Ansichten. Ihre Vorstellungen und Träume für eine mögliche Zukunft nach Corona sind die Grundlage der inszenierten Porträts.
Dieses Projekt wurde möglich gemacht durch das #Denkzeit Stipendium der KdFS
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Wer bist Du? Wie sieht dein Leben ( beruflich/sozial/privat) "normal" ohne Corona aus?
Mein Name ist Anna. Ich wohne in Glauchau in einer Gärtnerei mir mehreren Wohnparteien und einem Veranstaltungsgewächshaus. Ein Tag pro Woche arbeite ich als Schlagzeuglehrerin an der Musikschule Zwickauer Land im Schloss Glauchau. Weitere 20 Stunden tätige ich in der Keramikwerkstatt in Waldenburg, als Gießerin, im Verkauf und im dazu gehörigen Cafè.
Wie hat sich Corona darauf ausgewirkt? Was hat sich dadurch verändert?
Im März 2020 wahr plötzlich alles zu. Wir durften nicht mehr arbeiten und das Kind war mit mir zu Hause. Nachdem ich 2019 erfolgreich vom Jobcenter losgekommen war, musste ich nun wieder Aufstockung beantragen um für mein Kind und mich sorgen zu können. Ich wusste nicht wie es weitergeht und was noch alles kommt. Gott sei dank wurde alles gut für uns.
Seit April 2020 unterrichte ich ca. die Hälfte der Schüler online und arbeite in Kurzarbeit 10 Stunden in der Keramikwerkstatt. Dazu kommt Homeschooling und Kinderbetreuung. Wir haben uns arrangiert und ich bin dankbar.Wie weit, denkst Du, hat sich sich die Gesellschaft, um Dich herum und im Allgemeinen verändert?
Es herrscht Verunsicherung und Ungewissheit. Der Unmut über Einschränkungen wächst. Es fällt schwerer, ständig wechselnde Regeln einzuhalten. Mein Umfeld hat sich mit der Lage arrangiert. Manche sind sehr vorsichtig, Andere gehen wiederum ganz locker mit der Pandemie Situation um. Komplette Familientreffen finden seit über einem Jahr nicht statt. Was mich außerdem sehr traurig macht ist, dass ein lieber Nachbar an Covid gestorben ist.
Sozial Distancing ist schwierig für soziale Wesen. Das kulturelle Leben fehlt mir.
Wird dein Leben nach Corona ein anderes sein? Wird dein Leben schlechter oder besser werden?
Ich hoffe, dass es wieder normal wird! Das heißt, dass ich "normal" arbeiten darf und mein Kind in die Schule kann und frei Freunde treffen kann. Es kann nur besser werden!
Hast du einen Traum, eine Vorstellung oder ein Vorhaben, das du nach der Corona umsetzen willst? Kannst Du das genauer beschreiben?
Gerne möchte ich wieder ins Schwimmbad, zu Konzerten, in Restaurants und das normale Leben zurück. Ich träume davon, meine Schüler wieder Präsenz unterrichten zu können und diese beim alljährlichen Musikschul Fest auf der Bühne spielen zu lassen.
Die Bühnen an sich, vermisse ich sehr, auch wenn ich noch nach einer Band suche. Bis ich eine gefunden habe (oder sie mich) musiziere ich mit mir selbst und stehe nach Corona gerne auch mal wieder auf einer Bühne, wie auch immer.
Ich träume vor allem von Konzertbesuchen und kann mir vorstellen auch selbst welche zu organisieren. Eine Künstler-Einladungsliste besteht jedenfalls.
Wie sollte die Gesellschaft nach Corona aussehen? Sollte sie sich verändern? Wie?
Ich hoffe, dass die Gesellschaft noch eine Weile friedlich bleibt. Das ist mein einziger Wunsch, woran ich auch persönlich versuche zu arbeiten bei meinen Mitmenschen. Gelingt mir nicht immer, aber ich werde besser.
Anna Langer
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Wer bist Du? Wie sieht dein Leben ( beruflich/sozial/privat) "normal" ohne Corona aus?
Mein Name ist Conny, ich bin 46 Jahre alt, verheiratet und Mutti von 3 Kindern, 12, 15 und 20 Jahre alt. Wir wohnen in einem kleinen Häuschen und ich arbeite 20 Stunden im Sozialpsychiatrischen Dienst hier im Landkreis. Ich singe total gerne und habe in Glauchau und Meerane in Chören der Kirche gesungen und Sologesangsunterricht genommen und auch einen Abschluss gemacht, haha das ist zwar nur ein Stück Papier aber eben auch eine Challenge und ich war total glücklich. Manchmal habe ich auch so kleine Soloeinsätze in der Kirche, aber ohne Geldeinnahme, es macht einfach Spaß, zu geben und auch geschenkt zu bekommen in dem Moment wo Du singst.
Unsere Klienten vom SpDi sind psychisch kranke oder von psychischer Krankheit bedrohte Menschen ab 18 Jahren, mit oder ohne Diagnose, Menschen in Krisen, deren Angehörige oder Leute die sich Sorgen machen. Man kann sagen jegliche Notlage inklusive. Oft rufen Nachbarn, Familie, Vermieter oder so an weil sie sich Sorgen machen oder weil bestimmtes Verhalten fremd oder eigengefährdend ist.
Corona hat sich für mich Ende 2019 schon abgezeichnet ich hatte ein totales Aufbruchsgefühl, als müsste ich nochmal alles versuchen, etwas auszuleben, was bald nicht mehr gehen würde. Und so war es auch, genau eine Woche vor dem ersten Lockdown hatte ich eine Gemeinsame Bühnenerfahrung, eine kleine gemütliche Bühne im Luisenhof. Mit Ragnar Olafsson, einem isländischen Singer und Songwriter, Multiinstrumentalist und Sänger in verschiedenen Bands wie Arstidir und Solstafir z.B. . Über IG und seinen polnischen Manager, dem sagenhaften Bartek Borowka, habe ich ihn zum einzigen Deutschlandkonzert hierhergelockt, haha ein Wunder wenn du mich fragst.
Das Konzert habe ich organisiert, so etwas habe ich noch nie gemacht, Leute aus dem Gefühl heraus angesprochen und es hat sich alles gefügt. Es war Magisch. Ragnar und ich haben in seinen Duetten so gut harmoniert, dass wir für den August 2020 gleich noch einen Termin festgemacht haben. Habe ich wieder organisiert in der Kunstplantage Zwickau, der Transporter von den lieben Leuten hatte eines Tages neben meinem Bus geparkt und der Anfang war gemacht. Das alles während Corona im freien Sommer 2020, dann habe ich noch in Zittau beim Konzert mitgesungen und die Tour ging weiter nach Polen.
Das alles können wir dieses Jahr nicht machen denn 2021 ist schlimmer, restriktiver und ich rechne nicht vor 2023 mit einer Normalisierung. Ich will versuchen nicht verrückt zu werden und mich immer daran zu erinnern welche Freiheiten wir vorher hatten, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Das heißt für mich kreativ von innen nach außen wachsen und in der Liebe bleiben.
Wie hat sich Corona darauf ausgewirkt? Was hat sich dadurch verändert?
Mein Leben hat sich verändert und ich bin sehr dankbar dafür - liegt es an Corona? Ich weiß es nicht, aber die äußeren Restriktionen Singverbot, Ausgangssperren, Masken, Tests, Impfungen, Unfreiheit bedrängen mich schon sehr existentiell. Ich bin gezwungen auf mein Innen auszuweichen. Zurück zu den Wurzeln, Leben und Lieben um nicht zu verzweifeln, ja zu sterben.
Apokalyptisch wie in den Büchern und Filmen, die ich in meiner Jugend verschlungen habe. Eine Empfindung, besonders beim ersten Lockdown, habe ich so eine Weltuntergangsstimmung gehabt, Etwas nie Erlebtes und ich habe mich als Kind viel mit meiner Urgroßmutter unterhalten, die hatte von Ausgangssperren erzählt und ich hatte so die diffuse Furcht vor einem Krieg... Ich habe davon geträumt, dass ich während der Ausgangssperre und dem nächtlichen Fahrverbot nachts zur Autobahn gehe, dort ist alles leer und ich gehe auf der Fahrbahn, dann Lichtkegel und schweres Kriegsgerät wird dort transportiert ... Alptraum halt und Unterbewusstsein.
Und ich gehe eigentlich jeden Tag in den Wald zum Atmen und Singen mit den Bäumen, diese großen Geschöpfe umarmen, wenn die tägliche Verzweiflung anklopft. Manchmal stelle ich mir vor Barfuß als Straßenmusikerin durch die Gegend zu ziehen und mit „We shall overcome“ die Leute zum Mitsingen und mittanzen zu ermutigen, ein kleines Zeichen, ein Samenkorn zu pflanzen, für Jetzt und die Zeit danach, auf Hoffnung hinleben. Ich brauche diese kleinen und großen Schritte, eine Vision.
Wie weit, denkst Du, hat sich die Gesellschaft, um Dich herum und im Allgemeinen verändert?
Was hat sich getan/ verändert ja schwer und leicht die Frage.
Im Zwischenmenschlichen ist alles direkter, ohne Schein erkennbarer geworden. Wir erkennen einander ohne Worte, wenn die Masken fallen oder lass deine Augen sprechen, die Tore der Seele.
Es ist schwer auf Arbeit, ich arbeite in einem multiprofessionellen Team aus Sozialarbeitern, Ärzten, Psychologen manchmal mit Polizei, Feuerwehr etc. . Aber das wichtige ist der Kontakt, ja die Beziehung zu den Betroffenen, die manchmal Hilfe brauchen, manchmal die Hilfe nicht wollen und die dann in ihrem Schutzraum, ihrer Privatsphäre auch so bleiben können, sozusagen, deren Freiheit und Unversehrtheit auch verteidigt werden muss. Durch Corona haben wir nur noch Krisenintervention, die Gespräche und präventiven Hilfen fallen weg, weil Corona so viele Arbeitskräfte bindet...
Ich liebe meinen Job und die Geschichten und Schicksale der Menschen und Kollegen, mit ihnen gemeinsam einen Teil ihres Lebens betrachten und ein Stück mitgehen zu dürfen... Das ist fast wie ein Lied zusammen singen, etwas schaffen für den Moment, der verfliegt aber eine gefühlvolle dankbare Erinnerung hatHast du einen Traum, eine Vorstellung oder ein Vorhaben, das du nach der Corona umsetzen willst? Kannst Du das genauer beschreiben?
Mein großer Traum, ja der hat sich während Corona entwickelt und zielt auf die Zeit danach ab.
Liebende Leute, Freigeister, Musiker, Tänzer, bildende Künstler, Schriftsteller, also die die es leben nicht unbedingt die einen Abschluss darin haben in einer Art Urlaubskommune zusammenzubringen. Wir kreieren in einer gewissen Zeitspanne zusammen, Leben haben Spaß und zeigen das Entstandene dann einem liebenden aufmerksamen, hörenden offenen Publikum. Ein altes Gemäuer im Muldental mit Geschichte und Geschichten, engagierten Leuten die mithelfen einen Traum wahrwerden zu lassen. Eine Insel der Vielfalt, international, multikulturell, liebend, brüder/schwesterlich im Einklang mit der herrlichen Landschaft.
Für die Sponsoren soll es die Möglichkeit für einen inneren Erkenntnisprozess sein, das Leben zu leben im Jetzt und Heute, mit Genuss von Sinnen und Geist und der Möglichkeit echte Gemeinschaft zu erleben. Haha ich bin gespannt, was die ersten Schritte dazu sind und ich möchte vertrauen.
Und bin neugierig, ob dieser Weg gangbar sein wird. Totales Gespinne, aber ich will nicht aufhören zu träumen zu singen und zu tanzenWie sollte die Gesellschaft nach Corona aussehen? Sollte sie sich verändern? Wie?
Und genauso wünsche ich mir Gesellschaft als Gemeinschaft, jeder mit seinen Gaben ist wichtig und kann sich einbringen, darf sich auch zurückziehen für Pausen. Aufstehen und zu Bett gehen mit der Sonne, ganz nah an der Natur, mit gegenseitiger Aufmerksamkeit und liebendem Herzen.
Shalom Conny
Conny Liebschner
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Wer bist Du? Wie sieht dein Leben ( beruflich / sozial / privat ) "normal" ohne Corona aus?
Ich bin Anja Uhlmann 47 Jahre Jung beruflich bin ich vielseitig interessiert gelernte Tischlerin bei meinem Vater, weitere Ausbildung zum Einrichtungsberater Schwerpunkt Küchenplanung , da war ich mit Herz und Leidenschaft 25 Jahre für die Kunden in NRW unterwegs von 93 bis 2020 im Januar bin ich vor Corona aus dem Hamster Rad ausgestiegen und habe mir eine entspanntere Aufgabe im Büro gesucht , nebenbei baue ich mir gerade ein 2. Standbein auf und vermittle fertige Lebenskonzepte von Mensch zu Mensch ( sozial / beruflich / und privat denn es erfüllt mich , wenn ich Menschen persönlich Unterstützung geben kann in allen Lebensbereichen ( Zuhörer sein ) mein Sinn im Leben für mich und andere. Erfolg durch Synergien, Teamwork und Gemeinschaftssinn.
Wie hat sich Corona darauf ausgewirkt? Was hat sich dadurch verändert?
Sehr gut, denn gerade jetzt werden neues Unternehmertum und Plan B Strategie gebraucht - Umdenken ist jetzt wertvoll und die Zeit ist reif für was Neues und unser Konzept ist zukunftsorientiert.
Probleme und Perspektiven:
Wir sollten uns fragen, ob sich Leistung überhaupt noch lohnt?- Globalisierung und umwälzende Veränderung
- reale Einkommen verringern sich mehr und mehr
- europaweit gibt es mehr und mehr Insolvenzen
- der Mittelstand leidet unter hohen Steuersätzen , Lohnnebenkosten und Mangel an qualifizierten Personal
- das Rentensystem in Europa erweist sich als Generationsbetrug und wird nicht mehr von der jungen Generation finanzierbar seinWie weit, denkst Du, hat sich die Gesellschaft, um Dich herum und im Allgemeinen verändert?
Meine Gedanken auf alle Fälle für mich immer nur positiv. Der Glaube und mein Wissen hat sich durch meine persönliche Weiterentwicklung sehr stark verändert , ich habe immer schon gerne andere Bücher gelesen und bin sehr offen und neugierig... Das hat auch was mit dem Mindset zu tun, die Glaubenssätze und Gedanken der Menschen, wer ist offen was für was Neues? Nicht jeder ist bereit dazu, viele Menschen halten an alten Dingen fest oder wollen die Komfortzone nicht verlassen.
Teamarbeit ist wichtiger denn je. Wissen und Lernen bis ins hohe Lebensalter. Ich möchte gesund Alt werden und nicht bis 65 arbeiten müssen und dann noch paar restliche Jahre zu haben... mein Ziel ist es mit Menschen an Ihren Träumen zu arbeiten und diese in 3-5 Jahren zu genießen.Hast du einen Traum, eine Vorstellung oder ein Vorhaben, das du nach der Corona umsetzen willst? Kannst Du das genauer beschreiben?
Ja ich möchte allen Menschen die offen sind und eine Veränderung in Ihrem Leben suchen, zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden unterstützen und Ihnen aufzeigen das das alles möglich ist, was Sie sich als Kind erträumt haben und Ihnen zeigen wie es einfach möglich ist. Mein Ziel, Traum und Vorstellung ist ein freies Leben mit kreativen Menschen, die in einer wertvollen Gemeinschaft an ihren Träumen und Zielen arbeiten und sich unterstützen.
Kreativer Neuanfang hat auch etwas mit neuen Chancen und Möglichkeiten zu tun mit neuen Ideen und Hilfsbereitschaft. Ich bin ein Ideengeber und gebe meine Erfahrungen und Erkenntnisse weiter, und inspiriere andere ihr eigenes Potenzial zu erkennen.- Gemeinschaftsprojekte werde ich umsetzen
- Ideengeber für mehr Lebensqualität
- Eventuell Galerie für Ausstellung
- Räume für Möglichkeiten
Wie sollte die Gesellschaft nach Corona aussehen? Sollte sie sich verändern? Wie?Jeder kann muss sich mir / uns nicht anschließen ... Schön wäre es, wenn die Menschen mit Liebe, Wertschätzung, Achtsamkeit und Respekt sich auf Augenhöhe begegnen und sich unterstützen ohne an Geld und Macht zu denken. Jeder sollte seine Kinder wieder Kinder sein lassen und über seine Ziele , Träume und Wünsche nachdenken , sich mit seinem Lebensrad befassen , wo er jetzt steht und was er in 5-10 Jahren sein , tun und haben möchte ...
Anja Uhlmann
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Wer bist Du? Wie sieht dein Leben ( beruflich/sozial/privat) "normal" ohne Corona aus?
Ich bin Silvio Ukat, Bildhauer, und arbeite freiberuflich. Ich habe Bildhauerei studiert und bin seit 2005 freiberuflich tätig als Bildhauer. Ich arbeite fast ausschließlich in Holz mit den Motiven Tier, Mischwesen: verschiedene Tiere, Menschen gemischt und abstrahiert. Ich arbeite viel für den Außenbereich, größere und kleinere Plastiken, bin aber auch in Schulprojekten, Kindergärten als Dozent tätig. Ich mache da Wochen- und Ferienworkshops. Privat sieht es bei mir so aus: ich bin seit nicht längerer Zeit geschieden, habe 2 Kinder, also heranwachsend, 11 und 15 Jahre alt und lebe seit über 2 Jahren wieder in einer Beziehung mit einer Frau in Glauchau. Mir geht es privat gut und ich stehe fest im Leben. Ich geh gerne mal in eine Ausstellung, auch gern mal in ein Restaurant, eine Bar und trinke ein Bier oder esse mal lecker zu Abend. Ich geh auch gerne mal Einkaufen, geh gern in Zoo´s um Tiere zu beobachten oder mach einfach mal Urlaub.
Wie hat sich Corona darauf ausgewirkt? Was hat sich dadurch verändert?
Letztes Jahr, etwa zur selben Zeit, also März, hat es geheißen: "...du kannst Dein Schulprojekt bei uns nicht machen – Corona! Du kommst nicht mehr rein als Fremder, die Schulen werden geschlossen..." So fing es an und so hat sich das bis zum Sommer gezogen. Ich arbeite oftmals öffentlichkeitswirksam, bediene viel Kunstmärkte, Kunstmessen und Bildhauersymposien, die alle weggefallen sind wie auch die ganzen Schul-und Kindergartenprojekte. Im Herbst hat zwar dann noch das Ein oder Andere stattgefunden, wirtschaftlich gings dann auch irgendwie, da hatte ich Glück, da waren die Leute irgendwie in Kauflaune. Aber im November, Dezember, wo sonst immer noch was ging, lief gar nichts. Und das zieht sich bis zum heutigen Tag immer weiter, immer nur Absagen, und ich hab das Gefühl, um mal die berufliche Phase zu sehen: es wird nicht besser. Es ist eher so, dass es an Dramatik gewinnt. Also im ersten Lockdown, das muss ich gestehen, hat es mich beruflich schon irgendwie weiter gebracht. Also ich befand mich wie in einer Art Blase - ich hatte keine Verpflichtungen, wo ich hinmusste oder ähnliches, es war ja harter Lockdown - demzufolge haben mich auch keine anderen Sachen abgelenkt. Und die Sachen, die da entstanden sind, die haben schon eine gewisse Tiefe erreicht, das hat mich schon irgendwie geflasht.
In meiner Partnerschaft, mit meiner Freundin, hat sich da nicht so viel geändert, außer dass wir jetzt diese ganzen Annehmlichkeiten von einer lockdownfreien Zeit nicht genießen konnten. Wir konnten nicht verreisen, kein Theater, keine Museen, kein Kino, kein Sonstiges. Ich hab viel mit meinen Kindern gemacht. Also hab ich gesagt: jeden Tag eine sportliche Aktivität! So das die raus kommen aus dieser Lethargie, Schule war nicht, und wir sind dann immer Inlineskates und Fahrrad gefahren und das regelmäßig, so dass wir dann n bisschen Struktur in den Tag bekommen haben. Mir selbst haben unheimlich die Kontakte zu anderen Menschen gefehlt, zu anderen Künstlerkollegen, Bildhauern, Gedankenaustausch - Befindlichkeiten, die alle haben - das hat mir gefehlt.
Wie weit, denkst Du, hat sich die Gesellschaft, um Dich herum und im Allgemeinen verändert?
Im Großen und Ganzen merke ich eine Spaltung der Gesellschaft, das fällt mir zumindest auf. Die einen sagen, na Corona ist eine Seuche, die ist gefährlich, wir müssen zusammen halten, wir müssen uns gemeinschaftlich schützen. Dann wiederum nehme ich das eher so ein bisschen abschätzig wahr, das Leute sagen, das gibt es nicht, das ist Lüge, das ist Lügenpresse, das ist vom Staat oder sonst wem, Bill Gates, inszeniert, um irgendwas mit der Bevölkerung zu machen.
Beides sind ja auch Menschen und ich versuch das Menschliche rauszusehen, was die Leute antreibt, was die gerade für Gedanken haben. Über mein Umfeld kann ich fast gar nicht so viel sagen. Ich habe es ein bisschen gescheut, Telefonate zu führen, weil man sich nicht treffen konnte, um zu sehen, wie es den Anderen geht. Ich wollte Anderen gar nicht so pathologisch mein Leben erzählen, also wie es mir geht. Ich hab das eher weggedreht und Zerstreuung gesucht. Eigentlich weiß ich über das Drumherum gar nichts groß. Bestimmte Leute, befreundete Bildhauer hab ich seid vorletztem Jahr gar nicht mehr gesehen.
Wird dein Leben nach Corona ein anderes sein? Wird dein Leben schlechter oder besser werden?
Ob mein Leben nach Corona ein anderes sein wird? Davon gehe ich jetzt mal aus, obwohl ich kein Wahrsager bin. Vielleicht sogar in einer gewissen Weise besser, rein vom Zwischenmenschlichen gesehen. Mir ging es zumindest so, dass man Schicksale viel sensibler wahrnimmt, wie auch menschliche Eigenschaften. Klar geht es meist um einen selber, bei der ganzen Pandemie, trotzdem macht man sich auch viel Gedanken um Andere. Und das denke ich mal ist ein positiver Aspekt, dass man darüber nachdenkt, wie es Anderen geht. Selbst Coronaleugner machen das, nur auf einer anderen Art und Weise. Kann sein, dass es finanziell schlechter aussieht. Wenn nichts ist, ist auch nichts. Wenn nichts verkauft wird oder ich auch sonst keine Aufgaben habe, kann ich auch kein Geld verdienen. Das kann sich dann wieder indirekt auf mein Privatleben auswirken.
Hast du einen Traum, eine Vorstellung oder ein Vorhaben, das du nach der Corona umsetzen willst? Kannst Du das genauer beschreiben?
Hab ich eigentlich nicht so konkret. Also in beruflicher Hinsicht, das eine Öffnung stattfindet und ich meine Arbeiten präsentieren kann. Arbeiten kann ich ja auch so, ohne Einschränkungen. Aber auch bildende Künstler brauchen Publikum, eine Reflektion, einen Austausch unter Kollegen. Also einfach mal, das dieser Zustand, der vor Corona war, auch wieder stattfindet und vielleicht ein bisschen menschlicher. Ich hab ein Stipendium gehabt und da hab ich mich mit dem Zusammenhang zwischen den Themen Corona und dem Aussterben von Tieren beschäftigt. Ich habe Tiere die in letzter Zeit ausgestorben sind bildhauerisch dargestellt. In der Hinsicht würde ich gerne noch weiter arbeiten, weil das eine hohe Dichte darstellt und es auch ein Antrieb da, das weiter zu machen und nicht mittendrin abzubrechen.
Wie sollte die Gesellschaft nach Corona aussehen? Sollte sie sich verändern? Wie?
Auf jeden Fall besser als vorher. Mehr Zusammenhalt, mehr Rücksichtnahme. So das man sich mehr darauf besinnt, was vor Corona war und was da eigentlich das Leben ausgemacht hat: der Kontakt zu anderen Leuten, zusammen lachen, zusammen feiern, Dinge anschauen, Abenteuer erleben. Das da vielleicht eine größere Reflektion stattfindet und das man das mehr zelebriert. Nicht den Konsum und so, da weiß ich, das wir uns da sowieso mehr einschränken müssen, weil es einfach finanziell nicht mehr so gut ist. Es ist schwierig, diesen Riss, der sich jetzt durch die Gesellschaft zieht, also zwischen Coronaleugnern und Leuten die Corona als Krankheit akzeptieren und die als Bedrohung wahrnehmen, dieser Graben ist fast nicht zu überwinden. Ähnliche Debatten oder Grabenkämpfe gab es ja schon während der Flüchtlingskrise 2015. Ich glaube das ist jetzt auch wieder so mit Corona und es sind wahrscheinlich auch wieder die gleichen Leute, die die einzelnen Lager bestücken.
Silvio Ukat
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Who are you?
I am Nino, a creative person who finish masters in architecture, but same time is self-taught artist, photographer and writer.
Can you describe your "normal" life (professional / social / private) without Corona?
I had several jobs that was paying my bills but where not connected with art. Was participating in international art projects, also was creating free events like: photo walk, creative writing meeting, drawing meeting etc.
Before lock down I moved back to my Mother and sister, at my family house. The way I think and I am is very different for people here and often it`s not so easy to live in Georgia, but I managed to find like minded friends, so it makes it easier to feel ok and do my best every day.
How did Corona change it?
After I quit architecture job, because they were not fair, I started working on polish company. Was collecting data from hotels. Nothing special or creative, but it was paying my bills. Often was translating also and sometimes was doing photo shootings. All those works stopped because of covid, but I still found a way out and started teaching Georgian to foreigners. Besides that often am doing small other jobs and am helping in One Caucasus festival already third year. The data collecting job might be possible to do if situation with covid get better.
How far, as you think, did the society in your environment and in general change?
I think we still can`t know that as it is still ongoing process, but it definitely effected the mental health and human communication/connection.
It changed a lot negative way, but there were positive changes too, there was time to learn new things, manage to survive and know ones self better. Help yourself and others to deal with the stress and all…
Positive changes are seen in society too. Lately I meet more and more people who think and care about others, not because of any specific reason, but as a human to human. I would say that both positive and negative changes are always happening, but I try to concentrate on positive ones, get inspired and inspire to spread virus of positivity.Will your life be another one after Corona?
Yes, it will be different as I am. Different than me before corona. I believe that in life nothing happens without reason and everything is for better, even if in the moment it seems bad. Things happen and good or bad is the way we chose to look at them. I choose to look good way and to learn from the experience if it turns out not so good.
Do you have a dream, an imagination, an idea that you would like to realize after Corona?
Yes, live peaceful life while creating more and being able to live by doing what I love to do. I want to photograph, paint, draw, write and create more. Want to realize projects I have in mind. I am part of bookmark collective. We did a collaborative project which was exhibited after online. We also created a magazine and its first edition was published online. Right now we are working on second one. I also participated in call and response project in 12th and 13th rounds. It was an amazing experience and both are exhibited online by the organizers, shoebox.
We did improve meetings here as well, which was very interesting. The guy who was organizing is not in the country now, but will come back in September and we plan to continue the meetings.How should society look like after corona? Should it change? How?
I think it should change. It should make people think about what’s really important in their lives. It should help us live life more consciously and wisely in harmony with the world around us and not in destroying it.
Nino Khundadze
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Wer bist Du? Wie sieht dein Leben ( beruflich/sozial/privat) "normal" ohne Corona aus?
Hey. Ich bin Anett, 40, bin seit über 10 Jahren verheiratet und habe einen Sohn, der bald 9 wird. Meine Zeitrechnung „Vor Corona“ ist ein wenig anders. Ich habe hier eigentlich zwei verschiedene Wendepunkte – den allgemeinen im März 2020 und meinen persönlichen im März 2021. Vor Corona im Allgemeinen hatte ich einen 20-Stunden-Büro-Teilzeitjob, ein Fernstudium und seit 2019 ein neues Atelier. Meine Freizeit war vorwiegend durch die Familie geprägt, wenn ich nicht gerade mit der Kunst beschäftigt war. Ein Mensch zum Feiern und viel Weggehen war ich nie, große Gruppen mag ich auch nicht so sehr, aber ich freute mich über mehr Freiheiten, nachdem mein Kind langsam größer und selbständiger wurde.
Wie hat sich Corona darauf ausgewirkt? Was hat sich dadurch verändert?
Als die Pandemie letztes Jahr startete, begann bei mir eine Zeit, in der ich immer mehr ins Arbeiten kam. Ich begann noch einen weiteren Job und wechselte dann auch noch den Hauptjob hin zu mehr Stunden. Mein Studium ruhte, für mein Atelier hatte ich kaum noch Zeit, obwohl Büro und Atelier direkt beeinander waren. Zuhause übernahm mein Mann den Mammutteil, wofür ich sehr dankbar bin. Selbst das Homeschooling stemmte er 2020 komplett, da er zumindest die erste Zeit in Kurzarbeit war. Stattdessen arbeitete ich zusätzlich noch von zu Hause aus. Selbst den Sommerurlaub verbrachte meine Familie ohne mich. Durch das viele Arbeiten hatte die Pandemie selbst auf mich fast keinen spürbaren Einfluss, da ich eh keine Zeit hatte, irgendetwas zu unternehmen. Freunde sah ich wenig, vorwiegend wegen des Zeitmangels, weniger wegen der Pandemie. In den ersten Wochen der Pandemie war der Austausch mit ihnen sehr viel verstärkter übers Handy als vorher, aber das reduzierte sich dann auch wieder. Nicht einmal das Einkaufen betraf mich, da auch das mein Mann übernahm.
Zum Jahreswechsel war mir dann schon klar, dass ich reduzieren muss und versuchte, die Überstunden etwas zu begrenzen, gab meinen Nebenjob auf und übernahm auch mehr daheim wieder. Meine Kunst war noch immer weit weg und das Fernstudium ruhte ebenfalls. Zeit, Freunde oder ein gesellschaftliches Leben zu vermissen, hatte ich noch immer nicht. Die Pandemie hatte also im Vergleich zu anderen noch immer wenig Einfluss auf mein eigenes Leben. Dann kam mein eigentlicher Corona-Wendepunkt, der mein Leben in „Vor Corona“ und „Nach Corona“ teilt. Im März steckte ich mich bei meinem Sohn an und seitdem ist alles anders.
Wie weit denkst Du, hat sich die Gesellschaft um Dich herum und im Allgemeinen verändert?
Ich glaube, Corona hat wie alles im Leben Positives und Negatives gebracht. Mich macht es traurig zu sehen, dass auch Menschen im nahen Umfeld in plötzlich krude Verschwörungstheorien glaub(t)en und weiterverbreiteten, sich ausschließlich in diesen negativen Gedankenspiralen befanden und andere damit regelrecht bombardierten und dabei eine unglaubliche Negativität und Verbissenheit und teilweise sogar Aggressivität verbreiteten. Selbst wenn sie feststellen mussten, dass ihre Argumente nicht mehr tragfähig waren, nahmen sie einfach die nächstbesten. Teilweise sehr überraschend bei einigen Menschen, andere waren schon immer „Hauptsache gegen etwas sein und schimpfen“.
Auf der anderen Seite waren und sind auch viele verständlicherweise damit beschäftigt, die verbliebenen Energien zum Durchhalten zu nutzen, und ziehen sich dadurch zurück, gerade bei jenen, die durch viele der Raster fielen und wenig Unterstützung hatten. Gleichzeitig gab es aber auch ein unglaubliches Zusammenhalten, Verständnis und Unterstützen gerade auch an unerwarteten Stellen. Es wird gemeinsam überlegt, was schlecht läuft und wie man etwas verbessern könnte. Ich bin sehr dankbar für die Hilfe, die wir in den Wochen der Quarantäne hatten. Was ich aber auch merke, es schwankt auch oft, wie es den Menschen gerade geht. Hoffnung und Ängste wechseln sich ab, im Moment überwiegt bei vielen hier die Hoffnung und die Vorfreude auf den Sommer. Es werden wieder Pläne geschmiedet und die Menschen leuchten langsam wieder mehr.
Wird dein Leben nach Corona ein Anderes sein? Wird dein Leben schlechter oder besser werden?
Definitiv. Meine Corona-Erkrankung war ein krasser Einschnitt. Während mein Kind nach ein paar Tagen wieder fit war, hat es mich ganz schön mitgenommen. Ich lag zwar nicht im Krankenhaus, aber hatte so ziemlich fast die ganze Bandbreite abgefasst, lag einige Wochen komplett flach und habe auch heute knapp 3 Monate später noch mit Nachwirkungen zu kämpfen. Es gibt gute und schlechte Tage und meine körperlichen und kognitiven Kräfte bringen mich oft an Grenzen, die fern meiner früheren Leistungsfähigkeit sind. Das führt nun endgültig auch dazu, dass es für mich in meinem alten Beruf nach über 20 Jahren keine Zukunft mehr geben wird und soll. Aktuell lerne ich gerade auch mal das Nichtstun auszuhalten, Ressourcen gezielt einzusetzen, mich über kleine Ziele zu freuen, das Planen, das Leben genießen, Dankbarkeit, so vieles, das man eigentlich weiß und jedem anderen raten würde, aber von dem ich mich besonders im letzten Jahr immer weiter entfernte. Ich freue mich, dass mir die Kunst geblieben ist, auch wenn so viel anderes, was mich einst ausmachte, gerade oft nur Brei im Kopf ergibt und auch wenn die körperlichen Ressourcen oft noch zu begrenzt sind, um irgendetwas umzusetzen. Wäre dieser Teil genauso eingeschränkt wie andere Teile, wäre es für mich viel schwerer. So bin ich einfach nur dankbar und freue mich auf die Zukunft. Und nun heißt es erst einmal: gesund werden und dabei genießen, viel mehr Zeit mit meiner Familie zu haben.
Hast du einen Traum, eine Vorstellung oder ein Vorhaben, das du nach der Corona umsetzen willst? Kannst Du das genauer beschreiben?
Ja, habe ich! Das Kreative und die Kunst, das was mich ausmacht und doch immer nur eine Randnotiz waren, dürfen endlich sein. Ich weiß noch nicht, wann und ob mir mein früheres Energielevel wieder zur Verfügung stehen wird, aber all das, was ich habe, wird komplett ins Kreative fließen, nicht mehr in das, was ich gar nicht bin. Mein Atelier wird auch mein Hauptarbeitsplatz und 2. Zuhause werden. Hier werde ich die meiste Zeit verbringen und den Schwerpunkt auf die Illustration setzen und aber mich auch viel in meinen freien Arbeiten ausdrücken. Auch meine kunsttherapeutische Ausbildung soll eine größere Rolle spielen und aufbauend darauf möchte ich hier einen Ort schaffen zum Entspannen, Abschalten, zum kreativ sein und als Anlaufstelle für all jene, die auch genau das suchen. Hier und auch an ausgewählten anderen Orten sollen Kurse, aber auch Ausstellungen und regelmäßige oder auch spontane Treffen stattfinden. Ich will Raum und Zeit bieten zum Schaffen, Wohlfühlen und Abschalten vom Alltag.
Wie sollte die Gesellschaft nach Corona aussehen? Sollte sie sich verändern? Wie?
Ich hoffe, dass wir von den positiven Aspekten so viel wie möglich mitnehmen können. Vom Zusammenhalt, der gegenseitigen Unterstützung, vom Nachdenken, was die Welt positiv verändern kann, für mich persönlich gern auch den größeren Abstand zu Menschen in der Öffentlichkeit z.B. an Kassenschlangen im Supermarkt. Und ich hoffe, dass an dem Negativen und den Defiziten, die sich zeigten, nun endlich so schnell wie möglich, spätestens jedoch nach dem Ende der Pandemie, auch gearbeitet wird. Das beginnt im Gesundheitswesen, wo es nicht sein kann, dass hier aus Kostengründen immer mehr eingespart wird, dass die Wirtschaft im Großen weit über die Gesundheit der Menschen und die Wirtschaft im kleinen und mittleren Bereich gestellt wird bis hin zur fehlenden Digitalisierung in so vielen Bereichen. Auch dass so viele Menschen während der Pandemie durch so viele Raster gefallen sind und keine Möglichkeiten hatten, offizielle Hilfen zu erhalten, ist ein Punkt, der ein generelles Nachdenken über ein neues gesellschaftliches „wir“ und „gemeinsam“ anregen sollte, in dem auch die alte gesellschaftliche/politische „Norm“ sich mit dem reellen Leben und den vielfältigen Formen und Ausprägungen des tatsächlichen „Normalsein“ abgleicht und somit dann so viele Menschen wie möglich erfassen kann.
Vermutlich wird dieser Prozess sehr lang und zäh, besonders wenn die Pandemie dann einige Zeit zurückliegt und jeder wieder in seinem „normalen“ Leben angekommen ist und es scheint, als würde ja alles wieder beim Alten sein. Aber das ist nicht nur eine Aufgabe der Politik und der „Anderen“. Hier ist ein auch an jedem Einzelnen. Die Pandemie in der Vergangenheit ändert sich nicht mehr durch weiteres Jammern und Meckern, aber auch nicht durch Vergessen und Verdrängen oder Ignorieren. Natürlich kann nicht jeder im Großen sofort etwas ändern und natürlich war und ist es anstrengend und es gab viel Negatives. Aber wenn jeder im Kleinen wenigstens ein wenig Positives aus der Pandemie in die Zukunft mitnimmt, ist es ein Gewinn und es wird sich auch positiv auf die Zukunft auswirken. Und dieses Positive gibt es, man muss es nur sehen wollen.
Anett Schuster